Wracks | Viererpack |
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zusammengesteckter Garagenfund | M 20 auf Abwegen |
2600m | Projekt Bobber |
M 20 Engine | Kolles M20 |
Zahn der Zeit | Primärtrieb |
Lastesel | "Goldstar" |
Auf Achse | Original Felge, Original Reifen, |
Schmierstellen | verschraubter Starrahmen |
zuviel Rot? | Neuer Lack |
...gebaut für die Ewigkeit | Patina |
in Brandenburg | Military |
Vorfreude | ...kurz vor der Hochzeit |
Testfahrt und Fotoshooting | ...so sauber war sie nie wieder... |
alles Handarbeit |
PROJECT BSA M20
...etwas lang, aber deswegen nur für Liebhaber alter Bikes...
Historie:
Ursprünglich Touren, Seitenwagen, dann im Krieg eingesetzt...(trotz der geringen Bodenfreiheit und des relativ hohen Gewichts, aber vorallem wegen des simplen Seitenventilers...), war aber damals eigentlich schon veraltet.
BSA hatte derzeit schon ohv Motoren gebaut, die mit dem gleichen Fahrwerk in Brooklands einen Rundenschnitt von 160km/h liefen (erste Goldstar). Das waren dann die direkten Vorfahren der B31 Modellpalette...
Die M20 schafft ungefähr 115km/h, da muss man aber schon gnadenlos draufhalten. Mit Originalübersetzung läuft sie am liebsten 80.
Ansonsten: Hohe Stückzahlen (ca 350.000), gute Ersatzteilversorgung. Durch die Verbreitung als Behörden Motorrad im British Empire sogar weltweit ... Manchmal findet man sogar noch Old Stock Teile...
Bei dieser Maschine...war die Historie tatsächlich nachvollziehbar, der alte Pappbrief mit den Steuermarken... die mit Füllfederhalter eingetragenen Daten , die Namen der 4 Vorbesitzer, alle aus Nottingham ...als Erstzulassung 1947, Moment das konnte nicht sein.....laut Rahmennummer ist es eine 43er.
...Die ist also tatsächlich in der Normandie vom Landungsboot gefahren...
Als Erstbesitzer war Dawsons Car and Motor Cycle Ltd. eingetragen. Die haben damals alles von der Armee aufgekauft und versteigert...
1947 was war das Erste Mal, dass das Teil im öffentlichen Straßenverkehr in England zugelassen wurde. Die Spur lässt sich 1966 verfolgen, dann gibts keine Steuermarken mehr...Das Bike hat also wirklich eine bewegte Geschichte hinter sich. Mit einem so alten Eisen unterwegs zu sein, hatte anfangs schon etwas ehrfürchtiges.
Tatsächlich im Internet gefunden, als ziemlich verwahrlostes Projekt, nur zusammengesteckt, aber komplett mit allen Teilen und Ersatzmotor (fest). Wenn man an dem alten Lack kratzte, kam doch hier und da Olivgrün zum Vorschein, ein Beweis für das frühere Leben beim Militär...
Einige Teile mussten neu: Zündmagnet,Lima, Sattel Reifen,;
Die Elektrik ist sehr überschaubar, man braucht ja noch nicht einmal Blinker, geschweige denn ein Bremslicht. Wenn man den Zündmagnet ordentlich überholt, hat man die nächsten Jahre keine Startprobleme... Bei mir lief das alte Teil sogar noch zwei Jahre, bis sie irgendwann warm nur noch mürrisch ansprang...Gut gefällt mir das Amperemeter, wo man sieht ob die Lima auch wirklich läuft...
Der Motor bekam nur eine neue Kopfdichtung (Kupfer 1mm), Am Kurbeltrieb hab ich nichts gemacht...
Im Zylinder war noch der erste Kolben drin.
Ich hab irgendwann, weil ich dachte, ich müsste was Gutes tun, einen Übermasskolben verbaut. Beim Ausschleifen sind leider nicht alle Riefen verschwunden, so dass die Kiste immer noch genauso viel Öl brauchte wie vorher. Kompression gibts ab Werk eh keine. (4,5:1)
Trotzdem muss man den Kickstarter mit Nachdruck bewegen.
Gefährlich wird es, wenn das obere Pleuelauge Spiel hat, da können schon mal Teile vom Kolben abbrechen und den Motor blockieren...(das war bei einem anderen Motor)
...Jedenfalls läuft sie bis heute ohne Probleme....
Der ganze Rest wurde mit neuem Lack versehen und fast original wieder eingebaut.
Ich war ein wenig inspiriert von Indian, mit dem rot; Original hat's die BSA ja nur olivgrün, oder in schwarz gegeben. (Vorkrieg auch Grün)
Aus dem zweiten Rahmen wurde dann das nächste Projekt.... Leicht bobbermässig angehaucht...
Ich finds immer schön, wenn man Teile verwendet, denen man ein gewisses Alter schon ansehen kann. Warum nicht die Beulen im Kotflügel lassen? Patina, gelebte Geschichte...
Totrestaurierte Museumsleichen gibts genug..
So ging das dann weiter, ...als meine Kiste Ende 2009 dann lief, machte der eine oder andere aus meinem Freundeskreis mal eine Probefahrt und der Bazillus, Funken sprang über...
So haben wir mittlerweile eine kleine Flotte von 4 einsatzbereiten m20 in unserer Garage. ...und die werden bewegt. Teilweise sogar im harten Alltagseinsatz.
"Es macht einfach Spaß mit den Dingern zu fahren, du wirst im Straßenverkehr auch nicht als Konkurrent wahrgenommen. Es gibt viel positives Feedback, sogar von Autofahrern.
Da du mit den 12 ps sowieso nichts reißen kannst, fährt es sich auch ganz entspannt. An Überholmanöver brauchst du gar nicht zu denken. Macht eh keinen Sinn. Trotzdem kann man bei richtiger Übersetzung gut im Straßenverkehr mitschwimmen." o-Ton Steffen
Und auf der Landstraße?
"Wenn man mit m20 auf Landstraße unterwegs ist, sollte man die schnellen Bundesstraßen meiden. Hier ist man oft das Ziel rücksichtsloser Verkehrsteilnehmer..
...dadurch dass man automatisch Nebenstrecke fährt, kommt man in ganz viele Winkel, wo die Zeit manchmal stehengeblieben ist... Mit der Trapezgabel und dem Federsattel macht es sogar Spaß über alte Alleen mit Kopfsteinpflaster zu tuckern...Oft eine gute Kulisse für ein Foto."
Schöne Zeitmaschine...
Wenn man Tourenmässig unterwegs ist kann man am Tag schon 300-350km schaffen. (natürlich Nebenstrecke)
Dann weiss man abends aber auch, was man getan hat.
Die Gabel sollte regelmässig geschmiert werden. Eine Überholung ist nicht ganz einfach und teuer.
Als ich vor ein paar Jahren mit Steffen in Polen unterwegs war, brach mir beim Rangieren auf einem Parkplatz die linke Lenkerhälfte ab. Es war acht Uhr Abends an einem Sonntag. Hotel war nirgends in Sicht, so musste ich erstmal die kurvige Bergstrecke bis ins nächste Dorf fahren. Da sah ich einen Schweissblitz aus einer Garage zucken. ...das war wieder ein Zufall...Ein paar Polen hatten sich an die Restaurierung eines alten Moskvich gemacht. Die Jungs waren vollkommen aus dem Häuschen, als wir auf den Platz fuhren. Während wir erklären mussten, dass die Dinger nur indirekt mit "Wehrmacht" zu tun hatten, schweisste der Chef den Lenker wieder an und lackierte noch alles. Die anderen Kollegen fuhren ständig mir der zweiten Bsa um den Block und kamen mit dickem Grinsen zurück. Nach der Aktion wurden wir an seinen Bruder weitervermittelt, der in seiner Garage noch einen 32er Ford Hot Rod und diverse andere Projekte hatte. Wie sich herausstellte, waren wir uns schon vor zwei Jahren beim Roadrunners Race 61 über den Weg gelaufen... Dei Freude war gross...
Am Ende landeten wir in gemütlicher Runde bei Würstchen und Bier am Lagerfeuer.
Fazit?
Die Bsa ist bisher das zuverlässigste Motorrad, das ich je hatte. Springt bei jeder! Witterung spätestens beim zweiten Kick an und lässt dich nie im Stich.
So muss es sich anfühlen, wenn man ein gutes Pferd hat...
Motorradfahren noch mal neu entdeckt.
Wer noch mehr Geschichten lesen will...